Es war einmal…. so fangen alle Märchen an. Doch hier geht es nicht um ein Märchen, sondern um die Geschichte der Leopoldshafener Dammscharte am Rhein, die nun im Zuge der Ertüchtigung des Rheinhochwasserdammes entfernt worden ist.
Das Vorhaben der Feuerwehr – insbesondere der Alterskameradschaft-
diese quasi als Teil der Ortsgeschichte zu erhalten und an einen
anderen Standort neben dem Rheinwachthaus umzusetzen, war leider auf Grund
eines unverhältnismäßig hohen baulichen und finanziellen Aufwands nicht zu
realisieren. Dies bedauert die Feuerwehr sehr, wäre dies doch – wie viele andere
steinerne Zeitzeugen auf unserer Gemarkung – für die Nachwelt erhaltenswert
gewesen. Die bisherige Dammdurchfahrt am Hafen wurde ebenfalls abgebaut aber
durch eine Neue ersetzt – so dass die Funktion erhalten geblieben ist.
An Stelle der bisherigen Holzbalken kommt dort aber ein modernes System zum
Einsatz, das die Arbeit der Feuerwehr auch wesentlich erleichtert.
Seit in den 1960er Jahren die Aufgabe der Wasserwehr der Feuerwehr
übertragen worden ist, hat diese bei entsprechenden Hochwasserständen die
Dammwache übernommen. In dieser Zeit wurde der Rheinhochwasserdamm
mehrfach erhöht, verbreitert, verstärkt, eine Spundwand wurde eingezogen –
alles, um den Hochwasserschutz zu verbessern. Zeitweise war auch mal eine
automatische Vorrichtung zum Schließen der Dammscharte als Forschungs- und
Pilotprojekt angedacht, wurde aber aus uns nicht bekannten Gründen nicht weiter
verfolgt. Auch der Bau der Staustufe Iffezheim blieb nicht ohne Auswirkungen
auf das Hochwassermanagement. Mit der nun erfolgten Baumaßnahme am Rheindamm soll
im Rahmen des Integrierten Rheinprogramms ein 200-jährlicher Hochwasserschutz
erreicht werden.
Mit dem Verschwinden der Dammscharte geht nun leider auch eine Ära zu Ende,
die ein Teil der Feuerwehrgeschichte bleiben wird. Viele Feuerwehrangehörige –
gerade die älteren Kameraden - könnten stundenlang Geschichten über Ereignisse,
Begebenheiten und Erlebnisse erzählen und was sich bei der „Rheinwach“ so alles
zugetragen hat. So wird u.a. kolportiert, dass eine in Feuerwehrkreisen
nicht unbekannte Person vor vielen Jahren sogar mal einen US-Hubschrauber zum
Landen veranlasst haben soll.
War „Hochwasseralarm“ musste der Damm kontrolliert und bei entsprechenden
Wasserständen die Dammdurchfahrt geschlossen werden. Dazu wurden schwere
Holzbalken benutzt, die in Doppelreihe eingebracht wurden. Der Zwischenraum
wurde zur Abdichtung mit Erde verfüllt. Obwohl dies körperliche Kraft
erforderte, wollten die Feuerwehrleute trotz der Schufterei nicht darauf
verzichten, gehörte dies doch irgendwie zum Ritual. Für die Beleuchtung standen
Pechfackeln, Petroleum- und Kerzenleuchten (später Handlampen) zur
Verfügung. Danach wurde die Straße gesperrt und im Laufe der Zeit mit
einer vorschriftsmäßigen und mit einem fachkundigen Berater der Feuerwehr
abgestimmten Beschilderung versehen, die dann auch mit neuer Technik beleuchtet
war. Und dann begann der Rheinwachtdienst. Da die Dammkontrollen rund um
die Uhr zu Fuß erfolgen mussten, wurden entsprechende Schichten
eingeteilt. Zum Aufenthalt der „Wachmannschaft“ stand das alte Rheinwachthaus
– oder ersatzweise auch ein Zelt oder ein dankenswerterweise von der Kerntechn.
Hilfsgesellschaft – KHG bereitgestellter Aufenthaltscontainer - zur Verfügung.
Ein Teil des Rheinwachthauses diente als Aufenthalts- und der andere Teil als
Geräteraum. Dort wurden neben den Arbeitsgeräten und Sandsäcken auch eine
Trage für den Sandtransport, eine für die Flussbausteine und eine große Plane
aus Textilgewebe und Maschendraht für evtl. notwendig werdende
Sicherungsmaßnahmen gelagert. Neben dem Rheinwachthaus und an weiteren
Stellen hatte die Wasserwirtschaftsverwaltung Flussbausteine deponiert.
Da das
alte Rheinwachthaus zunehmend aus hygienischen Gründen für die beschriebene
Nutzung ungeeignet wurde, erstellte die Gemeinde 1982 an gleicher Stelle ein neues
– das heutige Rheinwachthaus. Dieses sollte im Zuge der Dammertüchtigung
ebenfalls zurückgebaut werden, bleibt nun aber erhalten. Es könnte ein weiterer
Ort der Erinnerung an die Ortsgeschichte sein, indem man dort Info-Tafeln
(analog zum Hafen) mit entsprechenden Darstellungen zur Rheinwacht/Wasserwehr
anbringt.
Willy Nees
Gemeindeverwaltung Eggenstein-Leopoldshafen
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